Nähere
Untersuchung ausgewählter Instrumente
Ein
Großteil, der hier dargestellten Instrumente, wurde in der Literatur
im Kontext der Nachhaltigkeit bereits ausführlich beschrieben (vgl.
Baumgartner 2010 S.199ff, BMU/econsense/CSM S51ff). Auf eine erneute
Ausführung wird daher an dieser Stelle verzichtet. Der Fokus der
Betrachtung richtet sich auf die Instrumente, die bisher nur selten
bis gar nicht im Kontext der unternehmerischen Nachhaltigkeit
analysiert wurden. Die in dieser Arbeit als direkt technologisch
klassifizierten Instrumente Blog, Workflow Managementsystem, soziale
Netzwerke und Wiki gehören dieser Gruppe an. Auf die explizite
Erläuterung eines Blog wird verzichtet, da ein Blog einige
Überschneidungen mit sozialen Netzwerken und einem Wiki aufweist.
Die Einschätzung der Potentiale und Charakteristika liegt
überwiegend eigenen theoretischen Überlegungen zugrunde, da zu
diesem Themengebiet in der Literatur nur wenige Informationen
vorhanden sind. Die Forschungsfrage dieses Kapitels lautet daher:
Wie
können soziale Netzwerke, Wikis und Workflow Managementsysteme
nachhaltiges Planen und Handeln im Unternehmen unterstützen?
6.1.1 Soziale Netzwerke
Soziale
Netzwerke:
Ein soziales Netzwerk ist ein webbasierter Dienst, der es Individuen
innerhalb eines abgegrenzten Systems erlaubt ein öffentliches oder
semi-öffentliches Profil zu erstellen. Diese können andere
Individuen bzw. andere User dazu autorisieren Freundschaften mit
ihnen zu schließen. Untereinander können persönliche Daten
freigeben werden. Der User des Netzwerkes wird über die Aktivitäten
befreundeter oder gegebenenfalls fremder User informiert. Die
jeweilige Ausprägung der einzelnen Eigenschaften kann von einem
sozialen Netzwerk zum Anderen variieren (vgl. Boyd/Ellison 2007). Es
lassen sich dabei unternehmensinterne- und -externe soziale Netzwerke
unterscheiden. Interne soziale Netzwerke dienen als zentrale
Datenbasis für unternehmensöffentliche Mitarbeiterinformationen.
Mitarbeiter können mit Telefonnummern, Email Adressen,
Instant-Messaging und einer hierarchischen Einordnung in Form einer
Berichtslinie verknüpft werden und erhalten darüber hinaus die
Möglichkeiten zur Selbstdarstellung. Die Anbahnung zur
Zusammenarbeit wird erleichtert (vgl. Back/Gronau/Toctermann 2009
S.73f). Unternehmensextern werden soziale Netzwerke als Ergänzung
zu den traditionellen Kommunikationskanälen verwendet.
Informationen, die für eine traditionelle Verbreitung aufbereitet
wurden, werden zusätzlich auf sozialen Netzwerken publiziert (vgl. Schindler/Liller 2011
S.69). Sie beschränken sich nicht auf die bloße Darbietung der
Informationen, gleichzeitig dienen sie auch als Dialoginstrument für
externe Stakeholder.
Ökologische
Herausforderung:
Die Aufgaben zur Bewältigung der ökologischen Herausforderung
bestehen darin, die konventionellen Kommunikationskanäle zu
erweitern und die umweltrelevanten Prozesse des Unternehmens
transparent offenzulegen. Auf diese Weise kann es als Motivation
dienen, künftige Prozesse zu optimieren und die Umweltbelastungen zu
verringern, um die Öko-Effektivität zu steigern. Umweltrelevante
Themen können mit internen und externen Stakeholdern konstruktiv
diskutiert und Trends leichter beobachtet werden. Die daraus
entstehenden Impressionen können bei Entscheidungsprozessen
berücksichtigt werden.
Soziale
Herausforderung:
Unternehmensintern nutzen Mitarbeiter soziale Netzwerke, um Kontakte
zu knüpfen, auf die sie zu gegebener Zeit zurückgreifen können.
Auf diese Weise lassen sich die Suchkosten und Kosten für den Aufbau
eines gemeinsamen Kontextes minimieren (vgl. Back/Gronau/Toctermann 2009
S.70). Die Kommunikation untereinander gestaltet sich effizienter
und flexibler (vgl. Back/Gronau/Toctermann 2009 S.70). Dies führt zu
einem besseren Arbeitsklima, was sich in einer erhöhten
Mitarbeitermotivation und somit Sozio-Effektivität widerspiegeln
kann. Unternehmensextern ergeben sich zwei Möglichkeiten der
sozialen Herausforderung zu begegnen. Zum einen können
konventionelle Kommunikationskanäle erweitert werden, um
gesellschaftliche Legitimität durch Offenlegung des sozialen
Engagements zu erlangen. Das Unternehmen kann dabei in einen Dialog
mit den externen Stakeholdern treten und soziale Belange erörtern.
Deren Anliegen können in künftige Entscheidungen miteinbezogen
werden. Zum anderen haben Studien ergeben, dass sich Fachkräfte
unter 35 Jahren häufig ein genaues Bild eines Unternehmens im
Internet machen (vgl. Pleil 2010 S.45). Die Kommunikationsfunktion
von sozialen Netzwerken muss daher voll ausgeschöpft werden, um
potenziellen Bewerbern ein möglichst attraktives Bild des
Unternehmens zu offerieren. Die Personalabteilung kann aber auch
selbst aktiv werden und potenzielle Bewerber in dafür
spezialisierten Netzwerken gezielt suchen und anwerben.
Ökonomische
Herausforderung an das Umwelt- und Sozialmanagement: Das
Unternehmen profitiert durch soziale Netzwerke in erster Linie von
einem positiveren Arbeitsklima und der Optimierung von Prozessen, da
der Kontakt zu Kollegen deutlich verbessert wird (vgl. Back/Gronau/Toctermann 2009
S.70). Die effizientere Vernetzung des Wissens und die gesteigerte
Ausschöpfung des Humankapitals (vgl. Back/Gronau/Toctermann 2009
S.75) verringern die Kosten der Informationsbeschaffung und der
Entwicklung von Lösungen. Dies trägt zu einer verbesserten Sozio-
bzw. Öko-Effizienz bei. Ähnlich der Funktion eines Wikis kann auch
hier den Stakeholdern der Zusammenhang zwischen ökologischen und
sozialem Engagement auf den ökonomischen Erfolg erläutert werden.
Integrationsherausforderung:
Externe soziale Netzwerke sind nicht auf ein spezifisches Thema
festgelegt. Sachverhalte aus allen drei Dimensionen können
dargelegt, erläutert und gegebenenfalls diskutiert werden. Dies
dient der Unterstützung der inhaltlichen Integration. Die
instrumentelle Integration besteht darin sich gezielt mit den
konventionellen Kommunikationskanälen abzustimmen, um somit eine
bestmögliche Wirkung zu erzielen. Die Herausforderung bei einem
internen sozialen Netzwerk besteht in der Integration in das
Identitätsmanagement und bereits bestehende und insbesondere in
Human Ressource Systeme des Unternehmens (vgl. Back/Gronau/Toctermann 2009
S.75).
Strategie:
Der verbesserte Kontakt der Kollegen untereinander führt zu einer
Optimierung der Prozesse und einer effizienteren Arbeitsweise. Das
Instrument kann daher dem Strategietyp konservativ zugeordnet werden.
Neben der Effizienz kann auch die Effektivität durch den Einsatz
dieser innovativen Technik gesteigert werden. Eine Zuordnung zum
Strategietyp visionär ist somit ebenfalls möglich. In seinem Kern
ist ein soziales Netzwerk aber Kommunikationsinstrument und ist daher
besonders gut geeignet, die Außenwirkungen des Unternehmens
darzustellen. Daher erfolgt die endgültige Zuordnung zum
Strategietyp extrovertiert
6.1.2 Wiki
„Ein
Wiki ist eine webbasierte Software, die es allen Betrachtern einer
Seite erlaubt, den Inhalt zu ändern, indem sie diese Seite online im
Browser editieren. Damit ist es eine einfache und leicht zu
bedienende Plattform für kooperatives Arbeiten an Texten und
Hypertexten“ (Ebersbach et al. 2008 S.14). Es ist ein
Wissensmanagementsystem (vgl. Back/Gronau/Toctermann 2009 S.13ff),
dessen Aufgabe in der Kodifizierung und Personalisierung von
organisationalem Wissen liegt (vgl. Stocker/Tochtermann 2010 S.80).
Das Konzept eines Wikis ist relativ offen ohne feste Grenzen
gestaltet. Es ist daher in verschieden Szenarien einsetzbar. Es dient
der Bereitstellung von Checklisten, Arbeitsanleitungen und
Handbüchern, Ankündigung aktueller Termine und wichtiger
Mitteilungen. Es kann Schulungsunterlagen bereitstellen und auch als
E-Learning Plattform dienen. Es bietet die Funktion eines
Diskussionsforum und einer Übersicht über häufig gestellte Fragen.
Organisationsstruktur und -geschichte können abgebildet und Projekte
dokumentiert werden. Verbesserungsvorschläge können gesammelt
werden, um einen Ideenpool zu generieren. Artikel können mit einer
ausgereiften Taxonomie versehen werden, um Querverweise einzelner
Artikel zu erleichtern (vgl. Mertins/Seidel 2009 S.77).
Ökologische
Herausforderung: Ein Wiki
übernimmt als Abbildungsinstrument eine Vielzahl an Aufgaben, denn
ökologisch relevante Daten können unternehmensweit abgebildet und
fortlaufend verändert werden. Je nach Ausrichtung fungiert es als
funktionelles oder methodisches Instrument. Rein funktionell erfüllt
es unter anderem die Aufgaben einer Öko- oder Sozialbilanz, indem
die daraus gewonnen Daten protokolliert werden. Methodisch
bewerkstelligt es z. B. die Funktionen eines betrieblichen
Umweltinformationssystems, da es in der Lage ist die Informationen
verschiedener Instrumente (Checkliste, Kennzahlen, etc.) abzubilden.
Aus den abgebildeten Daten können auf operativer und strategischer
Ebene Gefahren und Schwächen abgleitet, Prioritäten gesetzt und
somit Fehlentwicklungen vermieden werden. Strategisch lassen sich
darüber hinaus aus den Daten Maßnahmen ableiten, um etwaige
ökologisch schädliche Langzeitauswirkungen zu vermindern bzw. zu
verhindern. Die Einsicht in umweltrelevante Belange
(Wasserverbrauch/Tag, CO2/Produktionszyklus, Strom- und
Wärmeverbrauch der Büros pro Jahr etc..) und die mögliche
Bearbeitung eines jeden Mitarbeiters über die Grenzen der
Organisationseinheiten hinweg, kann das Bewusstsein für ökologische
Themen schärfen und zu einem insgesamt verantwortungsvolleren
Verhalten führen. Ein Wiki kann nach außen hin auch die Funktion
einer Kommunikationsplattform einnehmen, um die Transparenz
hinsichtlich der Umweltauswirkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit
zu erhöhen. Dies kann als Ansporn für das Unternehmen gelten, sich
intensiver um die Reduktion der negativen Umwelteinwirkungen zu
kümmern. Es trägt die Informationen verschiedener Bereiche und
Funktionen zusammen und unterstützt im besten Fall mit diesem
übersichtlichen Informationsangebot eine Verbesserung der
Öko-Effektivität.
Soziale
Herausforderung: Mitarbeiter,
die aktiv ihr Wissen teilen und somit Veränderungsprozesse anstoßen
können, weisen eine gesteigerte Motivation auf (Stocker/Tochtermann 2010
S.185). Wikis erleichtern die eigene Arbeit und erhöhen die
persönliche Reputation, sofern Beiträge geschrieben werden (vgl. Stocker/Tochtermann 2010
S.86). Dies trägt zur allgemeinen Zufriedenheit der Mitarbeiter bei
und verbessert die Sozio-Effektivität. Die Abbildung sozialer
Aktivitäten lässt Zusammenhänge erkennen und kann mögliche
Potentiale zur Verbesserung der Sozio-Effektivität offenlegen. Als
Kommunikationsplattform mit externen Stakeholdern dient es mit der
Abbildung der relevanten Informationen in erster Linie der
Legitimation des unternehmerischen Handelns.
Ökonomische
Herausforderung an das Umwelt- und Sozialmanagement:
Die abgebildeten und leicht zugänglichen Informationen über
umweltrelevante Aspekte ermöglichen eine Optimierung der Abläufe
und Prozesse (vgl. Stocker/Tochtermann 2010 S.86). Dies führt zu
Kosteneinsparungen und einer gesteigerten Öko-Effizienz. Die
übersichtliche Darstellung von Arbeitsabläufen spart Zeit, die
Mitarbeiter zur Einarbeitung benötigen und senkt die Kosten. Aus
Kommunikationssicht kann den Stakeholdern der Zusammenhang zwischen
ökologischen und sozialem Engagement auf den ökonomischen Erfolg
erläutert werden.
Integrationsherausforderung:
Die Darstellung der Informationen kann sehr vielfältig sein, was
eine gleichzeitige Beachtung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
zulässt. Das hauseigene Taxonomiesystem könnte zumindest
Ansatzweise eine wechselseitige Beziehung der Dimensionen herstellen.
Die Integration in das konventionelle Management steht vor der
Herausforderung, das Wikis generell im Unternehmen bisher noch keine
durchdringende Verbreitung erfahren haben (vgl. Döbler 2008 S.127).
Strategie:
Ein Wiki unterstützt die Steigerung der Effizienz, die Darstellung
der Außenwirkungen der unternehmerischen Tätigkeiten und die
Verbesserung der Effektivität gleichermaßen und wird daher den
Strategietypen, konservativ, extro-vertiert und visionär zugeordnet.
6.1.3 Workflow Managementsystem
Ein
Workflow ist ein technisch umfassend unterstützter Geschäftsprozess.
Dieser wird mit einem Ereignis gestartet und entlang einer
definierten Kette von Teilschritten bis zu einem definierten Ende
vervollständigt. Die Informationen werden entlang dieser Kette
mittels Push-Technologie von einer Station zur nächsten Station
weitergeschoben. Das Management dieses Vorgangs bezeichnet die
Steuerung der Arbeitsabläufe zwischen den beteiligten
personalisierten Arbeitsplätzen. Ein Workflow Managementsystem
stellt während des gesamten Geschäftsprozesses eine einheitliche
Benutzeroberfläche zur Verfügung und die für den Arbeitsschritt
verwendeten Programme. Sie eignen sich besonders gut dort, wo
automatisierbare oder teilautomatisierbare Arbeitsabläufe mit
wiederkehrenden Elementen zu finden sind. (vgl. Kruth 2009 S.77).
Ökologische
Herausforderung: Ein Workflow Managementsystem kann einzelne
Prozessschritte mit ökologisch relevanten Daten (CO2-Verbrauch,
Wasserverbrauch, Energieaufwand) versehen. Die Daten können im Zuge
einer Material, Energieflussrechnung ermittelt und in das Workflow
Managementsystem integriert werden. Das Prinzip ähnelt dem einer
Produktlinienanalyse, wo umweltrelevante Aspekte von der Wiege bis
zur Bahre eines Produkts untersucht werden (vgl. Perl 2006 S.48f).
Das Workflow Managementsystem orientiert sich an konkreten Schritten
im Unternehmen. Einzelne Prozesse in Einkauf, Produktion und Logistik
können detailliert aufgeschlüsselt und dokumentiert werden. Ziel
ist es, die einzelnen Prozesse mit den dazugehörigen
Umweltrelevanten Daten im Workflow Managementsystem abzubilden. Die
Daten sind innerhalb des System modifizierbar, um auf etwaige
Veränderungen im Unternehmen oder der Prozesskette Rücksicht zu
nehmen. Besonders der erneute Durchlauf bestimmter Prozessschritte
aufgrund fehlerhafter Eigenschaften des jeweiligen Produktes, bzw.
Vorproduktes zeigt die Vorteile des Workflow Managementsystems. Die
Protokollierung innerhalb des Systems beruht auf tatsächlichen
Vorgängen und nicht auf vorher festgelegten Schätzwerten. Ist dies
geschehen werden bei jedem Anstoß der Prozesskette, die relevanten
Daten pro Prozessschritt mitprotokolliert und innerhalb des Systems
zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise kann aus der Menge der
Prozesskettendurchläufe und der Aufschlüsselung, der mit jedem
Prozessschritt verbundenen umweltrelevanten Informationen, ein
umfassendes Bild über die Umwelteinwirkungen gewonnen werden. Durch
die Analyse der aufkommenden Daten kann die Öko-Effektivität
gesteigert werden. Prozesse können effizienter gestaltet und somit
die Umwelteinwirkungen verringert werden.
Ökonomische
Herausforderung an das Umwelt- und Sozialmanagement: Die
effizientere Gestaltung der Prozesse bzw. Prozessschritte, die sich
aus der Analyse der gewonnen Daten ergibt führt zu
Rationalisierungen und Ressourceneinsparungen. Dies hat auch den
Effekt einer Kostensenkung zur Folge.
Integrationsherausforderung:
Die Integration in das konventionelle Management gestaltet sich
schwierig. Der Aufwand die relevanten umweltbezogenen Informationen
über die Prozessschritte anhand einer Material, Energieflussrechnung
in Erfahrung zu bringen ist groß. Herkömmliche Workflow
Managementsysteme müssen um die umweltrelevanten Funktionen
erweitert werden. Dies ist zusätzlich eine erheblicher
Organisations- und Koordinationsaufwand.
Strategie:
Im Grunde genommen ist dieses Instrument in allen dreien
Strategietypen einsetzbar. Aufgrund seiner Daten zur potenziellen
Effizienzverbesserung und Effektivitätssteigerung ist es als
Umsetzungsinstrument besonders für konservative und visionäre
Strategien geeignet.
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