Donnerstag, 27. Juni 2013

Nachhaltigkeit im Unternehmen

Nachdem in Kapitel 2 die theoretische Grundlage für das Konzept der Nachhaltigkeit im volks- und sozialwissenschaftlichen Sinne gelegt wurde, wird im zweiten Kapitel der Rahmen der Betrachtung auf die betriebswirtschaftliche Sichtweise eingegrenzt. Zunächst wird der Wandel von Industrie- zur Wissensgesellschaft beschrieben. Daraufhin werden die veränderten gesellschaftlichen Ansprüche einer genaueren Betrachtung unterzogen. Im Anschluss daran wird auf den Anspruch der Unternehmen untereinander und dem damit verbundenen Druck innerhalb der Lieferkette eingegangen. Es werden Konzepte aufgezeigt, wie Unternehmen sich den veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen gegenüber verhalten können. Es werden konkrete Gründe und Vorteile für nachhaltiges unternehmerisches Handeln und Planen aufgeführt. Folgende Forschungsfrage steht daher im Mittelpunkt dieses Kapitels.
Weshalb können Unternehmen sich dem Konzept einer nachhaltigen unternehmerischen Entwicklung nicht mehr verschließen und welche Ansätze zur Begegnung dieser bieten sich an?

3.1 Unternehmen im Wandel der Zeit

Mit Beginn der 90er Jahre zeichnete sich ein struktureller Wandel der Gesellschaft der am höchsten entwickelten Länder ab. Das rasante Wachstum der Informationstechnologien war der Motor für den Wandel einer Industriegesellschaft hin zu einer Wissensgesellschaft. Der kritische Produktivitätsfaktor wandelte sich bei der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert von Arbeit zu Kapitel. Ein ähnlicher Transformationsprozess zeigt sich in der informationstechnischen Revolution. Seit den 80er Jahren erfahren die entwickelten Nationen eine stetig fortschreitende Verlagerung von Kapital zu Wissen (vgl. Langer 2011 S. 39). Wissen und Kapital unterscheiden sich deutlich in ihren Eigenschaften. Kapital besitzt einen materiellen Charakter mit physischen Vermögensobjekten, die nur zu einem Zweck und häufig nur begrenzt verwendet werden können. Wissen hingegen besitzt einen immateriellen Charakter, welches mit geringen Kosten verbreitet werden kann. Durch Verbreitung und daraus resultierenden Erwerb von neuem Wissen kann der Wert gesteigert werden. (vgl. Halal 2001 S.31). Dabei kann dieses beliebig oft reproduziert werden (vgl. Dyllick 2002 S.6).

3.2 Ansprüche verschiedener Akteure

Unternehmen sind vielfältigen Ansprüchen ausgesetzt. Zum einen müssen sie den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechend handeln, zum anderen müssen sie die Ansprüche der Kooperationspartner innerhalb der Wertschöpfungskette erfüllen, um langfristig am Markt bestehen zu können.

3.2.1 Anspruch der Gesellschaft

Der Wandel von Industrie zu Wissensgesellschaft hat auch einen Wandel in der Interaktion zwischen Unternehmen und Gesellschaft herbeigeführt. Der Umgang mit Technologien und Umwelt wird von der Gesellschaft (NGO, Bürger, Vereine, Gewerkschaften, Kirchen etc...) kritischer verfolgt, als es noch vor 30 Jahren der Fall war (vgl. Shrivastava 1995 S.119).
Eine besondere Rolle wird dabei den multinational-tätigen Unternehmen zuteil. Sie stehen extrem diversifizierten Märkten und Anspruchsgruppen gegenüber und besitzen ein erhebliches Machtpotential. Dies wird ergänzt durch die abnehmende Macht der Nationalstaaten und den an Bedeutung verlierenden Regulierungen der Politik (vgl. Leisinger 2008, S.27), wobei eine Art „Governance-Vakuum“ entsteht (Bendell 2000 S. 161). Die Macht der multinationalen Unternehmen resultiert aus mehreren Faktoren. Die Wirtschaftskraft von multinationalen Unternehmen übersteigt die Wirtschaftskraft kleiner Länder bei weitem, woraus sich externe Effekte für die Gesellschaft ergeben. Diese können sowohl stark ausgeprägter positiver als auch negativer Natur sein. Sie können neu Arbeitsplätze und Güter schaffen, was von der Gesellschaft befürwortet wird (vgl. Dollar/Kraay 2002). Demgegenüber stehen aber auch Befürchtungen der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland und die Missachtung sozialer und ökologischer Standards (vgl. Knaus/Renn 1998 S.161). Multinationale Unternehmen können als Treiber sozialer, ökonomischer und ökologischer Innovationen angesehen werden (vgl. Fichter 1998 S.3). Sie beeinflussen Werte und Lebensstile und somit letztendlich die gesellschaftliche Struktur (vgl. Scherer 1997 S.11). Aber grade die Befürchtungen rücken die organisierte Zivilgesellschaft als Ausfüllung des Governance-Vakuums und als Gegenpol zur neuen Machtpolitischen Stellung der Unternehmen weiter in den Vordergrund (vgl. Brugger 2010 S.30). Die Gesellschaft besitzt erhebliches Machtpotential. Sie kann in vielfältiger Weise Einfluss nehmen auf Unternehmen. Dies kann direkt durch Boykottaufrufe und Streiks geschehen oder indirekt durch Einflussnahme auf die Politik. Die Verantwortung der Unternehmen resultiert nicht mehr nur aus legal-rechtlichen Auflagen, vielmehr aus den Erwartungen der Gesellschaft (vgl. Hansen/Schrader 2005 S.378). Dort wo die gesellschaftlichen Ansprüche über gesetzliche Ansprüche hinausgehen, sind Unternehmen im besonderen Maße gefragt. Die reine Erfüllung der gesteigerten Ansprüche kann unter Umständen nicht ausreichen, da die gesellschaftlichen Anspruchsgruppen aufgrund ihrer Diversifikation und Emotionen nicht gleichsam behandelt werden können. Der oben genannte Sachverhalt wird in Abbildung 3.1 nochmals grafisch dargestellt.
Abbildung 3.1: Dynamik der Entwicklung gesellschaftlicher Forderungen an unternehmensbezogene Nachhaltigkeit in Industrieländern
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Langer 2011 S.40


Diese machtpolitischen Ansprüche können durch argumentativ begründbare Grundlagen gerechtfertigt werden. Diese Grundlagen können in drei unterschiedliche Aspekte eingeteilt werden. Bereitstellung von Ressourcen, moralische Grundwerte seitens der Gesellschaft und Risikoexposition gegenüber Unternehmen. Ansprüche sind dann legitimiert, sofern sie durch eine dieser Grundlagen argumentativ begründet werden. (vgl. Fiedler 2007 S.24). Die Gesellschaft stellt Ressourcen zur Verfügung. Hierzu zählen Human-, Finanz-, Real- und Naturkapital. Humankapital setzt sich aus den Mitarbeitern einer Unternehmung zusammen, wo hingegen Finanzkapital von Banken und Kapitalsammelstellen, wie Versicherungen oder Investmentgesellschaften bereitgestellt wird. Unter Realkapital werden sämtliche Betriebsmittel eines Unternehmens, abzüglich der immateriellen Güter, verstanden. Vertrauen (vgl. Luhmann 2000 S.84) und Knowhow (vgl. Figge/Schaltegger 2000 S. 84) sind immaterielle Güter und bilden eine eigene Ressourcenart. Neben dem Ressourcenaspekt wird auch die Moral herangezogen als Legitimation für gesellschaftliche Ansprüche. Die Moral „ist ein Ordnungsgebilde, welches die verbindlichen, kollektiven Wert- und Sinnvorstellungen einer Handlungsgemeinschaft widerspiegelt. Genau genommen handelt es sich um ein vorhandenes Gefüge von Werten, Prinzipien und Normen innerhalb eines Kulturkreises oder einer Gruppe“ (Blanken 2010 S.5). In der Marktwirtschaft handelt ein Unternehmen legitim, sofern es sich an rechtliche Bestimmungen hält und das Prinzip der Gewinnmaximierung anstrebt. Die reine Orientierung an gesetzlichen Bestimmungen erteilt gesellschaftspolitisch allerdings noch keine Legitimation. Vielmehr muss ein Unternehmen innerhalb einer entsprechenden Rahmenordnung agieren. Diese gründet auf der Moral des jeweiligen Marktes, bzw. der Gesellschaft, wobei moralisch motivierte Forderungen nur dann begründet sind, sofern sie verallgemeinerbar sind und keinen Einzelinteressen folgen. (vgl. Homann/Blome-Drees 1992 S.123ff). Die dritte Möglichkeit Ansprüche zu legitimieren, stellt die Risikoexposition dar (vgl. Schupisser 2002 S.23f). Unternehmen erschaffen Produkte und Dienstleistungen mit Auswirkungen auf die Umwelt. Sie sind Verursacher potentieller Risiken hinsichtlich der drei Dimensionen, Ökonomie, Ökologie und Soziales. Ökonomische Risiken liegen in dem Abbau von Arbeitsplätzen, was unmittelbare Konsequenzen für die Volkswirtschaft bedeutet. Ökologische Risiken liegen unter anderem in dem Einsatz von Materialien oder Produktionsprozessen, die schädlich auf das Ökosystem wirken. Bei sozialen Risiken können Produkte genannt werden, die eine schädliche Wirkungen auf die Konsumenten ausüben. Aus dieser Vielzahl an Risiken lässt sich eine Verantwortung der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft ableiten (vgl. Thommen 2003 S.44ff).
Die Nachhaltigkeitsdebatte betrifft die Unternehmen und unternehmerisches Handeln somit in direkter Weise. Unternehmen müssen den Wandel der Gesellschaft akzeptieren und sich den neuen Herausforderungen stellen. In Abschnitt 3.2.2 werden Konzepte vorgestellt, wie Unternehmen auf die Ansprüche der Gesellschaft reagieren können.

3.2.2 Anspruch innerhalb der Lieferkette

Produkte werden häufig entlang einer Lieferkette (eng. Supply Chain) produziert. Die Supply Chain repräsentiert „ein Netzwerk von Unternehmen, die in ihren internen und unternehmensübergreifenden Geschäftsprozessen, die Materialbeschaffung, Verarbeitung von Rohmaterialien in Zwischenprodukte und schließlich die Fertigstellung der Endprodukte sowie Verteilung der Endprodukte an Kunden durchführen“ (Laudon/Schoder 2009 S.513). Das Management der Lieferkette (engl. Supply Chain Management, SCM) umfasst traditionell ökonomische Aspekte wie Qualität, Quantität, Kosten, Lager-, Zeit- und Liefermodalitäten. Das nachhaltigkeitsorientierte Lieferkettenmanagement (engl. Sustainable Supply Chain Management, SSCM) orientiert sich neben den klassischen ökonomischen Aspekten auch an Umwelt- und Sozialaspekten (vgl. CSM 2010 S.1). Die Missachtung von Sozial- und Umweltstandards von Zulieferern innerhalb der Lieferkette, kann zu deutlichen Schäden an der Reputation eines Unternehmens führen und letztlich den Umsatz schmälern (vgl. CSM 2010 S.3) Zulieferer des Sportartikelhersteller Nike beschäftigten Ende der 90er Jahre, Mitarbeiter und Kinder zu fragwürdigen Arbeitsbedingungen, was die Reputation von Nike deutlich belastete und Umsatzeinbußen zur Folge hatte (vgl. Locke 2003). Unternehmen müssen genau darauf achten, in welcher Weise Zulieferer Umwelt- und Sozialbelange berücksichtigen. In der Literatur lässt sich eine steigende Beachtung von Umwelt und Sozialstandards feststellen (vgl. Berenbeim 2000 S.7) oder gewissen Verhaltenskodizes, die sozial- und umweltverträgliche Richtlinien und Verhaltensweisen schriftlich festhalten. Unternehmen können von ihren Lieferanten, die selbst auch als Unternehmen anzusehen sind, die Einhaltung dieser als Grundlage der Zusammenarbeit einfordern. Häufig werden konkrete Nachweise über die Einhaltung von Qualitäts-, Sozial- und Umweltstandards, wie ISO 9000ff, ISO14001ff und Verhaltenskodizes den Unternehmen abverlangt (vgl. CSM 2010 S.26).

3.2.3 Konzepte

Im allgemeinen Sprachgebrauch finden sich häufig englische Begriffe wie Sustainable Development (SD), Corporate Sustainability (CS), Corporate Social Responsibility (CSR), Corporate Citizenship (CC), Corporate Governance (CG), Corporate Social Rectitude, Cosmos, Science and Religion. Die Forschung in diesem Bereich ist noch relativ jung, daher kommt es häufig zu Überschneidungen der einzelnen Konzepte. In der Literatur gibt es zum Teil auch widersprüchliche Aussagen über die Tragweite der einzelnen Konzepte (vgl. Blanken 2010 S.14). Häufig werden diese Begriffe synonym zueinander verwendet. Es herrscht viel Uneinigkeit darüber, inwiefern die einzelnen Konzepte voneinander abgrenzt werden können (vgl. Curbach 2009 S.19). Diese Begriffe werden im Folgenden nur skizziert, um dem Leser einen Überblick über die verschiedenen Konzepte zu gewähren.
Den Oberbegriff bildet die nachhaltige Entwicklung bzw. Sustainable Development (SD) (vgl. auch Kapitel 1). SD kann als Produkt der Volkswirtschaft angesehen werden, mit einem übergeordnetem, politisch, gesamtwirtschaftlichen Ziel. Die Unternehmen einer Volkswirtschaft müssen nachhaltig wirtschaften, um eine gesamtwirtschaftliche Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Die Unternehmen müssen einen Beitrag in den Dimensionen Ökonomie, Ökologie, Soziales leisten (vgl. Fuchs-Gamböck 2006 S.16).
Mit dem Begriff unternehmerische Nachhaltigkeit bzw. Corporate Sustainability erfolgt eine Transformation des Konzepts des SD auf Unternehmensebene (vgl. auch Kapitel 3). Der Nachhaltigkeitsbeitrag eines Unternehmens richtet sich nach den Ansprüchen der Gesellschaft (vgl. Atkinson 2000 S.240). Die relevanten Stakeholder einer Unternehmung repräsentieren dabei die gesellschaftlichen Ansprüche (vgl. Kapstein/Tulder 2003 S.293). Unter Verwendung der grundlegenden Definition einer nachhaltigen Entwicklung im Brundtlandbericht, ist es Aufgabe der unternehmerischen Nachhaltigkeit die Bedürfnisse der derzeitigen (intragenerative Bedürfnisbefriedigung) direkten und indirekten Stakeholder (Mitarbeiter, Aktionäre, Kunden, Gemeinden, NGO, etc.) zu befriedigen, ohne die Bedürfnisbefriedigung kommender Generationen (intergenerative Bedürfnisbefriedigung) zu beeinträchtigen. (Dyllick/Hockerts 2002 S. 131). In Anlehnung an das Prinzip der drei Dimensionen wird der traditionelle Ansatz der ökonomischen Sichtweise einer Unternehmung um die dauerhafte Sicherung des ökonomischen, ökologischen und sozialen Kapitals erweitert (vgl. Dyllick/Hockerts 2002 S.132ff).
Der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) entstand in den 1950er Jahren in den USA. Zum damaligen Zeitpunkt verstand man darunter die allgemeine Verpflichtung den Erwartungen der Gesellschaft entsprechend zu handeln (vgl. Blanken 2010 S. 10). Im Laufe der Zeit hat es viele Ansätze zur Definition gegeben, doch eine einheitliche Begriffserklärung wie bei CS gibt es nicht. In der heutigen Diskussion ist man sich größtenteils einig, dass mit CSR eine freiwillige Verantwortung eines Unternehmens gegenüber der Gesellschaft verstanden werden kann. Das Engagement des Unternehmens geht dabei über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus (vgl. Weber 2008 S.41). Die Probleme, die bei dem uneinheitlichen Begriffsverständnis auftreten, werden bereits bei der Übersetzung des englischen Begriffs ins Deutsche deutlich. Das Wort social wird im Deutschen häufig mit dem Terminus sozial übersetzt. Dies lässt die Vermutung zu, dass mit CSR eine reine Fokussierung auf soziale Aspekte stattfindet. Social sollte im Kontext von CSR aber mit gesellschaftlich übersetzt werden. Dementsprechend bedeutet CSR im Deutschen gesellschaftliche Verantwortung. In Europa am weitesten durchgesetzt hat sich das von der EU ausgearbeitete Begriffsverständnis. Im EU-Grünbuch heißt es, dass CSR ein freiwilliges Engagement im sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereich einer Unternehmung in Wechselbeziehung mit den relevanten Stakeholdern darstellt (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2001 S.5). Im Kern verfolgt CSR die selben Ziele wie CS. Die Übernahme von Verantwortung gegenüber den relevanten Stakeholdern. CSR fehlt aber der intergenerative Ansatz, denn es verkörpert nicht den Anspruch, auch Verantwortung für zukünftige Generationen zu übernehmen. CSR kann daher als Teilbereich von CS angesehen werden (vgl. Weber 2008 S.42ff).
Das Konzept des Corporate Citizenship ist wie CSR geprägt durch uneinheitliche Begriffsverständnisse. Im angloamerikanischen Raum wird selten zwischen CC und CSR differenziert, da sie in ihrer Bedeutung dort relativ identisch sind. Dem Unternehmen wird dabei ein strategische, philanthropische und bürgerschaftliche Rolle bei der aktiven Gestaltung der Gesellschaft zu Teil (vgl. Curbach 2009 S. 20). Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff CC deutlich enger gefasst. Im Rahmen eines Engagements auf Basis des CC, können alle Aktivitäten eines Unternehmens auf lokaler Ebene aufgefasst werden (vgl. Blanken 2010 S.16). Unternehmen arbeiten aktiv mit externen Stakeholdern zusammen, um an der Lösung von Problemen des lokalen Gemeinwesens mitzuarbeiten (vgl. Herchen 2007 S. 24). Das Unternehmen sieht das bürgerliche Engagement nicht als einseitige Unternehmensinvestition, sonder sieht darin einen wechselseitigen Nutzen, wie die Steigerung der Sozialkompetenz von Mitarbeitern (vgl. Holzborn 2006 S.22). Häufig wird das Engagement in Form von großangelegter Öffentlichkeitsarbeit oder Caused-Related-Marketing Kampagnen publiziert, um einen Reputationsgewinn zu erzielen (vgl. Curbach 2009 S. 21). Innerhalb des Konzepts gibt es verschiedene Instrumente, um das Unternehmen als guten Bürger erscheinen zu lassen. Im Folgenden wird eine kleine Auswahl an Instrumenten vorgestellt. Unter Corporate Giving versteht man das Spenden an Non-Profit-Unternehemen zu gemeinnützigen Zwecken. Eine weitere Möglichkeit des Engagements bezeichnet das Corporate Volunteering. Hierzu zählt man das Abstellen von Mitarbeitern zu karitativen Zwecken unter Fortzahlung des regulären Gehalts. Ein Unternehmen kann Cause-Related-Marketing betreiben, in dem es die Erlöse bestimmter Produkte zum Wohle der Gemeinschaft einsetzt. Geht ein Unternehmen einen Schritt weiter und entwickelt ein Produkt zusammen mit einer gemeinnützigen Organisation, wird dies gemeinhin als Community Joint-Venture bezeichnet (vgl. Fuchs-Gamböck 2006 S.17). Als Resultat ist CC nur als kleine Teilmenge des CSR zu sehen. Aspekte wie die wirtschaftliche Rolle eines Unternehmens oder die Einhaltung legal-rechtlicher Bestimmungen werden im Konzept des CC nicht behandelt (vgl. Curbach 2009 S. 21).
Corporate Governance befasst sich mit Interessensausgleichen und vertrauensbildenden Maßnahmen eines Unternehmens mit relevanten Stakeholdern. Im engeren Sinne kann der Interessensausgleich zwischen Managern und Aktionären angesehen werden. Im weiteren Sinne vertrauensbildende Maßnahmen mit relevanten Stakeholder (vgl. Blanken 2010 S.17f). Diese Maßnahmen umfassen die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und die freiwillige Einhaltung gewisser von der Gesellschaft oder Politik geforderter Standards (vgl. Ringeis 2007 S.43f). Als einheitliches Regelwerk kann der von der Bundesregierung verabschiedete Verhaltenskodex Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK) angesehen werden (vgl. Regierungskommission 2002) den sämtliche im deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen, anerkennen. Dieser fordert unter anderem mehr Transparenz eines Unternehmens. Im Zuge der Finanzkrise und bekannt gewordenen Fällen von unverhältnismäßigen Managerboni, hat CG in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. CG und CSR verfolgen teilweise ähnliche Ziele wie der Risikoverminderung, unterscheiden sich aber deutlich in den zur Zielerreichung eingesetzten Instrumenten. Ein spezifisches Engagement in den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales lässt sich aus CG nicht ableiten (vgl. Arretz 2009 S.286).
In letzter Zeit sind noch weitere Interpretationen von CSR aufgetreten. Corporate Social Rectitude und Cosmos, Science and Religion, die den Zusammenhang von Ethik und Naturwissenschaft im Kontext unternehmerischer Verantwortung thematisieren (vgl. Loew et al. 2004 S.22). Diese Betrachtungen führen aber ein Nischendasein und finden in der heutigen Diskussion kaum Anklang.
Es ist zu beachten, dass aufgrund der Uneinheitlichkeit der Begriffe auch andere Interpretationen durchaus legitim sind. Aufbauend auf den obigen Erläuterungen lässt sich zusammenfassend sagen, das SD das übergeordnete Ziel ist. Dieses wird durch einen Beitrag der Unternehmen in den Dimensionen, Soziales, Ökonomie und Ökologie erreicht. Die Verantwortung innerhalb der Dimensionen wird für die derzeitigen internen und externen Stakeholder mit dem CSR Ansatz abgedeckt. CC bildet dabei innerhalb des CSR den lokalen, sozialen Ausleger für externe Stakeholder. Geschieht der Beitrag des Unternehmens mit generationsübergreifender Absicht kann man von CS sprechen (vgl. Abbildung 3.2).

Abbildung 3.2: Konzepte der Nachhaltigkeit
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Herchen 2007 S.23


3.3 Gründe unternehmerischer Nachhaltigkeit

Aus dem veränderten Umfeld der Unternehmen ergeben sich diverse Handlungsmotive Nachhaltigkeit in die Unternehmenskonzeption mit einzubeziehen. Es existiert keine prioritär zu behandelnde Handlungsmaxime, sondern viele miteinander in Wechselbeziehung stehende Gründe unternehmerisch nachhaltig zu handeln. Diese reichen von rein betriebswirtschaftlichen bis hin zu makro-orientierten Motiven (vgl. Schaltegger/Burrit 2005 S.201ff; Hansen/Schrader 2005 S.383ff). Im Folgenden werden einige wichtige Beweggründe für nachhaltiges unternehmerisches Handeln aufgeführt.
Rein betriebswirtschaftliche Gründe resultieren aus einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit bedingt durch Marktpotentiale, verbessertem Risikomanagement, Kostensenkungspotenziale und gesteigertem Kurswert. Auf Makroebene ist der Aufbau einer Reputation von zentraler Bedeutung. In den 90er Jahren stellte Porter die Hypothese auf, dass Regulierungen oder Ansprüche auf dem heimischen Markt zu Vorteilen gegenüber ausländischen Konkurrenten führt (vgl. Porter 1991 S.96). Dieses Marktpotential kann auch auf unternehmerisches nachhaltiges Handeln bezogen werden. Unternehmen, die eine Vorreiterrolle in nachhaltiger Unternehmensführung einnehmen, verschaffen sich deutliche Vorteile gegenüber Konkurrenten sowohl auf nationalen als auch internationalen Märkten. Diese profitieren von ihrer Erfahrung und ihrem Know-How bei der Erkennung von Differenzierungsmerkmalen. Die stetig wachsende Nachfrage nach Lösungen, ökologischer und sozialer Problemstellungen, auf nationaler und immer mehr auf internationaler Ebene eröffnen die Erschließung neuer Marktsegmente (vgl. Schaltegger/Burrit 2005 S.201f). Für Unternehmen gibt es Risiken, die aus dem betrieblichen Abläufen heraus entstehen. Diese können in Form von Kontamination der Umwelt, Gefährdung der Mitarbeiter am Arbeitsplatz, Kinderarbeit oder Diskriminierung, um nur einige zu nennen, auftreten. Häufig engagieren sich Unternehmen erst, wenn der Schaden bereits eingetreten ist, was eine negative Reputation zur Folge hat. So können Boykottaufrufe durch bestimmte Anspruchsgruppen, wie Medien oder NGO, erhebliche negative Auswirkungen auf das operative Geschäft bedeuten. Unternehmerisches nachhaltiges planen und Handeln kann das Auftreten von Risiken, bzw. Unfällen verringern. Unter der Prämisse einer gesellschaftlichen Verantwortung kann Risikomanagement Risiken eher erkennen und minimieren, sodass eine negative Reputation erst gar nicht entsteht. Kostensenkungspotenziale ergeben sich durch den Einsatz von Managementsystemen. Die Einführung von Umweltmanagementsystemen führen laut Studien unmittelbar zur Verringerung der Kosten aufgrund von Einsparungen bei Material und Energie (vgl. Freimann/Walther 2002 S.6). Neben einer Verringerung der Investitionen in nachgeschaltete Techniken am Ende eines Produktionsprozess, auch bekannt als End-of-pipe Technologien, verringern sich auch die Entsorgungskosten bedingt durch weniger anfallenden Abfall (vgl. Rogalla 2001 S.77). Betrachtet man die Maßnahmen von der Kosten- und Erlösseite, lässt sich vielfach ein verbesserter Return on Investment feststellen. (vgl. Hansen/Schrader 2005 S.384). Die Auswirkungen nachhaltig agierender Unternehmen auf den Aktienwert eines Unternehmens sind gleichwohl nicht eindeutig geklärt. Viele Studien befassten sich bereits mit diesem Thema, doch ein eindeutiger Zusammenhang war bisher nicht zu beweisen. Konnte aber partiell ein Zusammenhang festgestellt werden, war dies überwiegend eine Steigerung des Aktienwerts. Dies ist zurückzuführen auf ein vermutetes geringeres Kursrisiko, gesteigerte Wachstumschancen und größere Attraktivität für ethisch orientierte Investoren (vgl. Hansen/Schrader 2005 S.384).
Der Aufbau einer positiven Reputation, bzw. Images ist auf Makroebene einer der zentralen Aspekte für nachhaltiges unternehmerisches Handeln (vgl. Fombrun 1996). Unternehmen, die von der Gesellschaft als verantwortungsbewusst wahrgenommen werden, können ihre Reputation unmittelbar verbessern. Dies wird von Entscheidern wahrgenommen als einer der wichtigsten Faktoren für Nachhaltigkeit im Unternehmen und verschaffte der Nachhaltigkeitsdebatte Anschluss an die Betriebswirtschaft. Eine positive Reputation ist Auslöser für eine ganze Reihe positiver Effekte. Es sorgt für eine langfristige Kundenbindung, da das Vertrauen in das Unternehmen gestärkt wird (vgl. Cowe/Williams 2000 ). Im Unternehmen selbst sorgt die positive Reputation für eine erhöhte Mitarbeitermotivation- und Zufriedenheit. Mitarbeiter werden langfristiger an das Unternehmen gebunden und die Chance qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen wächst ebenfalls. Die Bereitschaft seitens NGO oder staatlicher Institutionen zur Zusammenarbeit steigt und negative Effekte durch etwa Boykottaufrufe werden vermieden ( vgl. Hansen/Schrader 2005 S.384). Unzureichendes oder nicht vorhandenes nachhaltiges Handeln und die daraus resultierende negative Reputation verdeutlicht nochmals die Relevanz sich den neuen Anforderungen zu stellen. Nur so erlangen sie die gesellschaftlich-rechtliche Legitimität, um langfristig am Markt bestehen zu können (vgl. Schaltegger/Burrit 2005 S.201).

Abbildung 3.3: Gründe für unternehmerische Nachhaltigkeit
Quelle: Eigene Darstellung

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